Wie das weisse Haus die Welt belügt
CIA-Persönlichkeit gibt Einblick aus erster Hand
(Bild: Diederichs) Vietnam, Korea, Bosnien, Afghanistan, Irak, Guantanamo...
bald Iran? Diese Länder verbindet etwas: Krieg, Ausbeutung, Gewalt. Immer
wieder hören, lesen und sehen wir in den Medien, wie "wichtig" ein
Eingreifen in "terroristische" Länder ist. Doch in die tiefere Wahrheit
dieser Geschehnisse hat ein Normalbetrachter keinen Zugang. Ein Grund mehr,
um dieses faszinierende Buch zu lesen.
Tyler Drumheller, langjähriger CIA-Chef Europa, gewährt Einblick in den
inneren Machtzirkel des Weißen Hauses und des US-Geheimdienstes. Im
Mittelpunkt von Drumhellers Buch stehen die Hintergründe des Irak-Krieges.
Er schildert, wie trickreich und perfide Washington die Weltöffentlichkeit
hinters Licht geführt hat – und welche zentrale Rolle der deutsche
Bundesnachrichtendienst (BND) dabei spielte.
Der Autor Tyler Drumheller war ein loyaler Angehöriger des US-Geheimdienstes
CIA, der für mehrere Präsidenten – von Ronald Reagan bis George W. Bush –
arbeitete und dabei bis zum Europa-Chef aufstieg. In seine Amtszeit fallen
spektakuläre Verschleppungen von Al Qaida Verdächtigen wie dem
Deutsch-Libanesen Khaled el-Masri. Von der Position des Europa Chefs aus
beobachtete er mit wachsender Bestürzung und Empörung, wie die CIA immer
mehr zum Spielball der Regierenden wurde.
Massenvernichtungswaffen als
Propagandamittel
In seinem Bericht, der in den USA für großes Aufsehen sorgte, beschuldigt
der Top-Agent den amerikanischen Präsidenten, Geheimdienstinformationen
massiv manipuliert zu haben. Die Bush-Administration wusste, dass Saddam
Hussein über keinerlei Massenvernichtungswaffen verfügte. Doch die Bomben
auf Bagdad waren längst beschlossene Sache.
Drumheller saß in Langley in der ersten Reihe und konnte so die Aktivitäten
von Dick Cheney, Condoleezza Rice, Colin Powell und George Tenet zur
Vorbereitung des Irak-Krieges verfolgen. Im Mittelpunkt dieses
Enthüllungsbuches steht ein dubioser Informant des deutschen
Bundesnachrichtendienstes, der unter dem Decknamen "Curveball" Aussagen über
Massenvernichtungswaffen machte und den Falken im Weißen Haus zur Propaganda
diente.
Für Drumheller war klar, dass "Curveball" ein Schwindler sein müsste. So
wurde die US-Regierung mehrmals gewarnt, die "Beweise" und Dokumente dieses
Informanten über den Irak und seine "Massenvernichtungswaffen" nicht zu
beachten. Doch es hilft alles nichts. Die Antwort der Regierung auf
Drumhellers Warnung ist kurz und knapp: ""Es ist an der Zeit, dass Sie
lernen, dass es nicht mehr um Informationen geht. Es geht um einen
Regimewechsel."
Einblicke aus erster Hand
Im Buch wird klar dargestellt, wie "Sündenbocke" entstehen und wie die
"Spielregeln" des Krieges und der Manipulation festgelegt werden.
Hintergrundinformationen zum 11. September, womit ein neues Kapitel der
Kriege beginnt, gewähren dem Leser ein neues Blickfeld der Tatsachen.
Die politische Brisanz und auch die kritischen Ansichten des ehemaligen
CIA-Europa-Chefs machen dieses Buch zu einem spannenden Insider-Dokument und
politischen Lehrstück. Sein Bericht zeigt, dass es eine Alternative zum
Krieg gegeben hätte, "die das Leben vieler Amerikaner und Iraker gerettet
und die Welt sicherer statt noch gefährlicher gemacht hätte."
So bietet Drumhellers Bericht, was nur Insidern möglich ist: Einblick aus
erster Hand in die Beziehung zwischen CIA und Bush-Administration sowie
genauen Aufschluss darüber, wie Amerika den unheilvollen Krieg im Irak
angezettelt hat.
Cemil Sahinöz
Erschienen in: KISMET - 10.11.2007