Buchrezension: „Der Islam am Wendepunkt. Liberale und konservative Reformer einer Weltreligion“ herausgegeben von Katajun Amirpur und Ludwig Ammann,

erschienen im Herder Verlag

 

 

In dem Band von Katajun Amirpur und Ludwig Ammann stellen 20 Autoren 20 einflussreiche Persönlichkeiten des Islams in der Gegenwart vor. Personen wie Tariq Ramadan, Bekir Alboga, Fethullah Gülen, Abu Zaid und Farid Esack sind einige der Personen, deren Gedankengut ausführlich behandelt wird. Die Palette der Biographien reiht vom „europäischen Islam“, „religiösen Demokratie“, „Schariareformen“, „Frauen- und Menschenrechtsaktivisten“ bis hin zu „Koraninterpreten“.

 

Dabei wird allerdings etwas Wichtiges übersehen. Die Autoren beschreiben islamische Muster mit christlichen Terminis. Sie übertragen Schablonen und Standards von einer Religion auf den anderen und übersehen dabei, dass dies zu ungültigen Ergebnissen führt.

 

Ein Beispiel dafür sind die Begriff „Reform“ und „Aufklärung“. Beide Begriffe sind sehr problematisch im islamischen Diskurs und sind nicht übertragbar auf den Islam. Alleine die Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit eine Religion reformiert oder aufgeklärt werden müsste, existieren im Islam nicht. Nur etwas deformiert, kann auch reformiert werden.

 

Daher sollte man die Ausführungen und Darstellungen mit Vorsicht genießen. Aus diesem Blickwinkel ist die Lektüre unzureichend. Doch als eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Intellektuellen in der islamischen Welt eignet sich das Buch sehr gut.

 

 

Cemil Sahinöz