Benedikt XVI. im türkischen Stress
Der Papst hat seine Reise begonnen
Das Oberhaupt der Katholiken Papst Benedict der XVI. ist am Dienstag in der Türkei
angekommen. Eine anstrengende Reise und einige Gespräche in Ankara waren
bereits an der Tagesordnung. Für den Papst wurde in der Türkei der
„Bush-Plan“ angewandt. Dieses Projekt der türkischen Polizei wurde
speziell für den letzten Besuch des amerikanischen Präsidenten George W.
Bush entworfen.
Türkischer Ausnahmezustand
Nun wurde es auch beim Papst eingesetzt. Dies bedeutet im Konkreten: 3000
speziell ausgewählte Polizisten sind für den Papstbesuch im Einsatz. Die
Straßen, die der Papst durchfährt, werden rigide abgesperrt. Als Landungsort
des „Papst-Fliegers“ wurden drei verschiedene Flughäfen angegeben. Es
herrscht also Ausnahmezustand in der Türkei.
Der Ministerpräsident der Türkei, Recep Tayyip Erdogan, konnte der Kritik
nicht mehr standhalten und gab einen Tag vor der Ankunft des Papstes bekannt,
dass er sich doch 20 Minuten mit dem Papst treffen wird.
Harter Tagesplan
Dieses Treffen fand direkt nach dem Eintreffen des Papstes im Flughafen statt.
Exakt 20 Minuten sprachen Erdogan und der Papst über den EU-Beitritt der Türkei
und die Friedensbotschaft des Islam.
Für den Papst ging es weiter nach Ankara, zur Grabstätte von Mustafa Kemal
Atatürk, der Gründer der laizistischen Republik Türkei. Danach kam es zu
einem Treffen mit Ahmet Necdet Sezer, dem Staatspräsidenten der Türkei. Ein
kurzes Gespräch gab es danach mit Mehmet Ali Sahin, einem Staatsminister.
Gleich nach den Politikern traf sich der Papst mit Ali Bardakoglu, dem Präsidenten
von Diyanet, der türkischen Religionsbehörde. Dies war die mit Spannung
erwartete Begegnung. Bardakoglu sagte im anschließenden gemeinsamen
Pressegespräch, dass der Islam „keine Religion des Schwertes ist. Der Islam
bedeutet Frieden. Muhammed hat Frieden gebracht.“
In den kommenden Tagen wird der Papst in Istanbul einige wichtige Besuche
abhalten. Kritik im Vorfeld gab es im Bezug auf eine Ankündigung von Benedikt
XVI., er wolle in der Hagia Sofia beten und die "alte Kirche"
heilige sprechen. Demonstrationen gibt es bereit seit Tagen im Umfeld der
einstigen Kirche, Moschee und heute Museum.
Cemil Sahinöz | KISMET 29.11.2006