"Koran" bedeutet wörtlich
"Lesen" oder "das Gelesene". Es ist die vollständige
Niederschrift der genauen Worte, die Gott dem Propheten Muhammed durch den Engel
Gabriel offenbarte. Als Muhammed ihn seinen Gläubigen diktierte, versicherte
er, dass es sich dabei um die ihm von Gott (durch den Engel Gabriel) zuteil
gewordene Offenbarung handle. Er verlangte von seinen Gefährten nicht nur, sie
auswendig zu lernen, um sie im öffentlichen Gottesdienst vorzutragen, sondern
auch, sie niederzuschreiben und Vervielfältigungen anzufertigen. (Hamidullah,
n.a., s.38; Transcom, 1999) Nach jeder neuen Offenbarung rezitierte er sie
zuerst in einer Versammlung, danach beschränkte er sich nicht nur darauf, diese
Botschaft einem seiner Schreiber zu diktieren, sondern befahl diesem zum Schluss
auch vorzulesen, was er niedergeschrieben hatte, um etwaige Fehler, die der
Schreiber gemacht hatte, korrigieren zu können. Nachdem der Prophet den Koran
den Gefährten beibrachte, wurde er auf Papyrus, Holz, Leder, Stein usw.
festgehalten. Später, im Jahre 634, wurde der Koran auf Anlass des Kalifen Abu
Bakr gesammelt. Die Offenbarungen kamen in einem Zeitraum von dreizehn Jahren in
Mekka und zehn Jahren in Medina.
Die Muslime glauben also daran, dass der Koran das
Wort Gottes ist, das Er Seinem Gesandten Muhammed offenbart hat.
Es ist die Quelle für den Glauben und die Lebenspraxis jedes Muslims.
Jede Übersetzung des Koran gilt bereits als eine Interpretation, so dass eine
reine Übersetzung nicht existiert. Der Text ist unantastbar. Der Koran lebt von
der Situation und der Aussage über die Situation. Er handelt von allem, was den
Menschen betrifft und wendet sich an die gesamte Menschheit, ohne Unterschiede
der Rassen, der Länder, ja selbst der Zeiten; zudem sucht er den Menschen in
allen Lebensbereichen geistig und zeitlich, einzeln und gemeinschaftlich zu führen.
Er gibt Richtlinien für das persönliche Verhalten des Staatschefs sowohl wie
des einfachen Menschen, für Reich und Arm, für Krieg und Frieden, für die
Geisteskultur, wie für den Handel und den materiellen Wohlstand. In der
Hauptsache strebt der Koran danach, die Persönlichkeit des Einzelnen zu
entwickeln. Jedes Wesen soll persönlich seinem Schöpfer gegenüber
verantwortlich sein; zu diesem Zweck gibt der Koran nicht nur Anwendungen,
sondern er versucht auch zu überzeugen: Er wendet sich an die Vernunft des
Menschen, er erzählt Geschichten, Parabeln, Gleichnisse. Es sind darin Angaben
über die Eigenschaften Gottes zu finden. Man findet auch eine vollständige
Belehrung über die Art und Weise, wie Gott zu loben sei, über die besten
Gebete, über die Pflichten des Menschen gegenüber Gott, gegenüber den anderen
Geschöpfen und gegenüber sich selbst. Der Koran stellt die Regeln für das
gesellschaftliche Zusammenleben auf: für Handel, Ehe, Erbschaft, Strafrecht,
internationales Recht usw. Die zweite Quelle für Muslime ist die Sunna. Es ist
das Leben des Propheten Muhammed.
Auffallend ist, dass der Koran ständig an die
Rationalität der Menschen appelliert. Aussagen wie „Denkt nach...“ findet
man überall im Koran. Ganze 832 mal fällt das Wort „Wissen“ im Koran und
854 mal das Wort „Erziehung“.
Der Koran hat 114 Kapitel, die "Suren"
genannt werden, und jede der Suren besteht aus einer Anzahl von Versen, die
"Âyat“ genannt werden.
Unbezweifelt, auch von nicht-muslimischen
Wissenschaftlern, ist die Authentizität des Koran. Auf der ganzen Welt
existiert nur ein Koran. Auch von nicht-muslimischen Orientalisten wird
akzeptiert, dass der Koran unverändert ist.
Literatur:
Aus dem Buch : „Wer Bist Du? Die Reise des Menschen“