Die Darstellung des Islams in der Presse
Buchrezension
Wir leben im Zeitalter der Massenmedien, welche unser Weltbild beeinflussen
und prägen. Tagtäglich werden wir von den Medien mit Informationen
zugeflutet, deren Wahrheitsgehalt nur die Wenigsten von uns überprüfen können.
Somit werden Informationen, Darstellungen und Berichterstattungen zum größtenteils
einfach so übernommen ohne sie in Frage zu stellen.
Besonders wenn es um den Islam geht, sehen wir eine hohe Pluralität in der
Medienerstattung. Die einen sprechen von Terroristen, die einen von einer
Weltreligion. Für die einen ist der Islam eine Gemeinde der Barmherzigkeit, für
die Anderen eine Religion des Zorns.
Sabine Schiffer widmet sich diesem Phänomen und untersucht die teils
paradoxen Berichterstattungen und Darstellungen des Islams in den Medien. So
kommt sie zu einem erschrecken Ergebnis: „Der Islam kommt in den Medien
eigentlich (so gut wie) nicht vor. Und damit wäre ich schon zu Ende. Aber so
einfach können wir es uns natürlich nicht machen, denn Vieles, das mit dem
Islam identifiziert wird, wird über die Medien und deren Themen transportiert
und darum müssen wir uns sehr genau ansehen, wie das, was wir für den Islam
halten, in unseren Köpfen zustande kommt.“
Eindruck im Mittelpunkt
Und genau dies tut sie. Sie analysiert die Islamdarstellung in den Medien und
stellt anschaulich dar, wie Medien agieren. Die Art und Weise wie der Islam
dargestellt wird, führt zu Stereotypen und Missverständnissen. So zeigt
Schiffer auch, wie rassistische Vorstellungen entstehen und im Diskurs geführt
und durch die Medien gefüttert werden.
Schon in der Einleitung wird gesagt, dass nicht der Islam das Hauptthema der
Dissertation ist, sondern wie der Eindruck entsteht, das bestimmte
Sachverhalte als ursächlich mit dem Islam verbunden wahrgenommen werden. Die
Vermittler des Islambildes, also die Medien, werden ausführlich analysiert.
Berichterstattungen werden empirisch bearbeitet und im Anhang sind zahlreiche
Beispiele der Medienberichterstattung über den Islam. So wird das Buch
abgerundet.
Islamophobie als Folge
Gleichzeitig warnt Schiffer davor, dass der aktuelle antiislamische Diskurs Ähnlichkeiten
mit dem antisemitischen des 19. Jahrhunderts aufweist. Sie zeigt, dass es sich
bei der Darstellung des Islams um einen diskriminatorischen Diskurs ähnlich
dem über die Juden handelt. Die Ereignisse des 11.Septembers 2001 sieht sie
nicht als Beginn einer „Hetzjagd“, sondern als „Bestätigung“ für die
legitime Skepsis gegenüber dem Islam. So werden aktuelle Ereignisse immer mit
einem Rückblick auf den 11.September interpretiert. Das Bild des Islams wird
mit diesen Ereignissen reflektiert und dementsprechend dargestellt.
Fazit: Beim Lesen dieser Lektüre wird eins ganz deutlich: in den Medien wird
nicht der Islam gezeigt, sondern der Islam in den Köpfen der Reporter. Die
meisten Journalisten berichten von ihren subjektiven Vorstellungen einer
Weltreligionen, die häufig nicht der Wahrheit entspricht. Es wird gezeigt,
wie aus der Aufzählung reiner Fakten falsche Schlüsse gezogen werden können.
So kommt sie zum Schluss, dass man damit man auch nicht mehr auf das Berichten
von Fakten als ausreichendes Mittel gegen Diskriminierung und dem Schüren von
Rassismus berufen kann. Dies zeigt in beeindruckender Weise Sabine Schiffer
mit dieser empirischen Arbeit über die Darstellung des Islams in der Presse.
Cemil Sahinöz | KISMET 07.01.2007