Bericht zum
3.Bonner Said Nursi Symposium
Das 3. Bonner Said Nursi Symposium fand am 26. Und
27. Februar in Bonn „Im Haus der Geschichte“ statt. Das Thema des
Symposions: „Gläubige Bürger in der pluralen Gesellschaft“.
In der dritten Podiumsdiskussion gab es eine
Besonderheit. Es stellte sozusagen den Anfang eines neuen Dialogs da. Es war ein
Dialog zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen. Nachdem wir zuvor über die
„Gespräche“ und Dialogarbeiten zwischen den drei großen monotheistischen
Religionen und zum Verhältnis zwischen ihnen gehört haben, ging es nun um den,
der sozusagen nicht glaubt. Das
Thema dieser Runde lautet: „Das Gespräch mit dem, der nicht glaubt.“ Obwohl
der, der ja nicht glaubt, gleichzeitig auch glaubt, nämlich daran, dass er
nicht glaubt.
Wir hatten nun die Gelegenheit, diese Thematik aus
verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Soziologie, Philosophie, Neurobiologie
und islamisches Recht. Also verschiedene Wissenschaften wurden in dieser Runde
vertreten. Ich werde hier nur ganz kurz die Vorträge der Referenten vorstellen
und dann eine abschließende Zusammenfassung machen.
Der erste Redner war Herr Prof. Dr. Walkowiak vom Zoologischen Institut der Universität Köln. Sein Thema lautete: „Gehirn ohne Gott.“ In seinem Vortrag zeigte Herr Walkowiak die Funktionsweise des Gehirns. Dabei machte er darauf aufmerksam, dass unser Erkennen stark kontextabhängig ist. Das Wahrnehmen sei ein aktiver Prozess und abhängig von zwei Faktoren:
1. Von der Aufmerksamkeit des Individuums
2. Vom Vorwissen
Der nächste Referent kam aus der Hochburg der
Soziologie, aus Bielefeld. Es war der Religionssoziologe Herr Prof. Dr. Hartmann
Tyrell. Und sein Thema lautete: Soziologie - der Mensch ohne Gott. Er stellte
die soziologische Perspektive vorstellen.
Für Herrn Tyrell als Soziologen war es zunächst
ungewohnt, in einem religiös dominierten Symposium zu sprechen. In seinem
Vortrag machte er deutlich, dass sich der Soziologe abgrenzen muss, und zwar von
dem, dass nicht empirisch erfassbar ist, in diesem Fall Gott. Der Soziologe
versucht also die Welt und alles in ihr nur dadurch zu erfassen, was er auch
„sieht“.
Als nächstes sprach Dr. Martin Knechtges, der an der
Katholischen Akademie in Berlin e.V. für das Referat Philosophie und Ethik
verantwortlich ist. Er stellte sich am heutigen Tag die Frage „Philosophie –
Wozu Gott?“.
Er verwies auf ein Gespräch im Januar 2004, dass
zwischen dem Kurienkardinal Joseph Ratzinger, den Präfekten der
Heiligen Kongregation für die Glaubenslehre der Katholischen Kirche,
und Jürgen Habermas, dem Philosophen der (alten) Bundesrepublik und Theoretiker
des kommunikativen Handelns, geführt wurde. Dieses Gespräch damals
wiederspiegelte sozusagen auch die Thematik dieser dritten Runde: Das Gespräch
mit dem, der nicht glaubt.
Herr
Knechtges schilderte zunächst, was der Glaube eigentlich ist und was es für
die Philosophie bedeutet. Schlussendlich kam er zum Schluss: „So muss der
Philosophie Gott kein Fremder werden, wie es das letzte philosophische
Jahrhundert nahe legte. Mehr noch: dem Gespräch von Glaubenden und Zweiflern
jeder Herkunft ist zu wünschen, dass ihm von Zeit zu Zeit die Chance zuteil
wird, frei von politischem „Wozu“ geführt zu werden. Es ist dann ein
philosophisches Gespräch von Menschen, die glauben.“
Der letzte Referent dieser Runde war ein Experte im
islamischen Recht. Prof. Ahmed Akdüngüz ist Rektor an der islamischen
Universität in Rotterdam. Er stellte die Sicht des Islams und insbesondere Said
Nursis Perspektive vor. „Von der Bedingtheit des Menschen“ lautete sein
Thema.
Mit Bezug auf den Koran und die Hadithe des Propheten
erklärte Herr Akgündüz zunächst einmal die Stellung des islamischen Staates
gegenüber den verschiedenen Religionen. Daraufhin stellte er die Grundsätze
Said Nursis zu dieser Thematik vor. Diese sind: richtiges Verhalten und die
Wahrung des Weltfriedens. Nursi geht davon aus, dass der Koran eine Gnade für
alle Menschen ist, egal ob Gläubig oder Ungläubig.
Ich möchte noch einmal darauf eingehen, was ich
eingangs gesagt habe. Im Grunde glauben alle Menschen. Sei es nun an Gott, an
die Evolution, an den Zufall, an irgendeine Macht, eine Intelligenz oder an die
Natur. Der Glaube ist festverankert im Menschen.
Auch der Begriff A-Theist macht deutlich, dass
eigentlich an etwas geglaubt wird. Denn man kann nicht „A“, also Anti, zu
etwas sein, wovon man ausgeht, dass es nicht existiert. Aus diesem Grunde hat
sich ein anderer Begriff in den letzten Jahrzehnten gebildet, nämlich der
Agnostiker. Der Agnostiker glaubt, dass es jemanden geben kann, aber es muss
nicht zwingend Gott sein. Hier wird es also schon deutlich: Es gibt Etwas!
Es muss also ein neuer Dialogkreis entstehen,
zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen und ich finde die Sicht Said Nursis
sollte hier als Vorbild dienen. Denn in den Werken Nursis ist zu sehen, dass er
stets auf den Dialog der Menschen plädiert und diesen auch selber aktiv
betreibt. In „Stab Moses“, „Die Abhandlung über die Natur“,
„11.Wort“ oder im „32.Wort“ sieht man die Ansätze Nursis.
Cemil Sahinöz